Braun gebrannte, spärlich bekleide Sportler laufen auf einer hitzflimmernden Straßen. Im Kampf gegen die Hitze wird der ein oder andere Wasserbecher über dem Kopf geleert. DAS ist Triathlon, DAS ist Ironman – aber nicht in Kopenhagen!Nachdem dem Jahrhundertsommer hat der vorgezogenen Herbst den Norden Europas fest im Griff. So kam der Kleiderwahl eine große Bedeutung zu. Aber der Reihe nach …Am Vorvorabend des Ironman gibt es eine Sprintdistanz (400m schwimmen – 18km Rad fahren – 4km laufen) an gleicher Stelle. Daran nimmt neben ca. 6000 anderen Sportlern auch meine Freundin teil. Allerdings muss schon der Schwimmstart aufgrund eines aufziehenden Unwetters um 15min verschoben werden: das Meer ist aufgepeitscht, der Sand fliegt uns ins Gesicht, der Wind ist unangehnem. Als der Startschuss schließlich fällt, sind die Bedingungen kaun besser – die spinnen, die Dänen! Kaum sind die tapferen Schwimmer im Wasser öffnet auch der Himmel seine Schleusen. So besteht wenigstens nicht die Gefahr der Dehydration! Das Wetter bessert sich zwar mit Beginn der 2. Radrunde,

das Chaos ist bei dieser Veranstaltung aber nicht mehr aufzuhalten: Radfahren IN der Wechselzone, Radfahrer (dann auf der eigentlichen Radstrecke) OHNE Helm und dafür Läufer MIT Helm – die spinnen, die Dänen! Umrahmt von einem Regenbogen und dem Sonnenuntergang in Rücken kommt meine Freundin pitschnass aber glücklich ins Ziel. Diese Medaille hat sie sich redlich verdient! Nach solch einem Wetterchaos sieht es Sonntagmorgen nicht aus. Der Himmel ist fast wolkenlos. Allerdings zeigt das Thermometer nur knapp 10°C.
Was heißt das jetzt für die Kleiderwahl? Ganz klar: Mit nassen Klamotten steige ich bei diesen Bedingungen nicht aufs Rad! Geschwommen wird also nur in Badehose (unter dem Neo versteht sich - bei 18°C Wassertemperatur), dann ein trockener Triathlon-Zweiteiler angezogen und eine Jacke drüber gegen den Wind. Aufgrund des Wellenstartes habe ich noch die Gelegenheit mir den Start der Profis anzusehen. Danach heißt es auch für mich Neo an und ab in die Startbox. Noch kurz die Brille richten und dann 3 – 2 – 1 – LOS!
Mir gelingt es, mich aus den gröbsten Schlägerreihen heraus zu halten und meinen Rhythmus zu finden. PLÖTZLICH KNALLS – und zwar ich mit dem Gesicht gegen ein Kajak! Der Fahrer und ich schauen uns verdutzt an. Er hat wohl gerade Hilfe leisten müssen und konnte sich daran nicht mehr schnell genug aus den Staub machen. Zum Glück ist nichts weiter passiert und ich kann weiter.
Am zweiten Wendepunkt wird es nochmal eng. Ich bin in eine Gruppe von Resttanten aus vorrangegangenen Startgruppen geschwommen. Zwischen Brustschwimmern, Bojen und Kajak (mit Respektabstand) bahne ich mir meinen Weg.
Auf den letzten 200m dreht der Kurs Richtung Osten. Wir schwimmen in den Sonnenaufgang auf einen mit Menschen überbevölkerten Strand zu – geil! Raus aus dem Wasser, Beutel von Ständer schnappen und ab ins Wechselzelt …… OH MEIN GOTT IST DAS VOLL HIER!!!! Ich fühle mich eher wie auf dem Oktoberfest in München also wie bei einem Triathlon ... Ich laufe bis zum Ende durch, aber nirgends ist ein freier Platz. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als mich mitten in den Weg zu stellen, mir den Neo auszuziehen, mich abzutrocknen und die neuen Klamotten anzuziehen. Da ich ständig angerempelt werde ist das gar nicht so einfach. Zudem rutschen die Funktionssachen auf der nassen Haut nicht aus toll an ihrem Platz. Anfangs ärgere ich mich noch darüber, dann nehme ich es gelassen – der Tag hat gerade erst angefangen und wird noch laaaang. Da kommt es auf eine paar Minuten nicht an … Endlich erreiche ich mein Rad und jetzt los! Ich verzichte darauf, schon IN der Wechselzone aufzusteigen und schiebe brav bis zur Mount-Line! ;-) Die erste Radstunde vergeht wie im Fluge. Trotz der vielen 90° Abbiegungen in der Innenstadt schaffe ich fast einen 36er Schnitt! Eigentlich viel zu schnell für das was noch vor mir liegt, aber GEIL!Sein jähes Ende findet die Hatz mit den Beginn der zweiten Radstunde: Mein Magen streikt! Ich habe es wohl zu gut gemeint und viel zu viel zu mir genommen. Jetzt bekomme ich die Quittung! Die nächste Stunde bekomme ich außer Wasser nichts runter - danach wird es besser. Mit Beginn der zweiten Radrunde ändert sich das Wetter. Der Himmel zieht sich zu, der Wind wird stärker. Besonders auf dem Verbindungsstück zwischen der Aus- und Einfallstraße macht der mir zu schaffen. Dieser Streckenabschnitt ist mit seiner schmalen Straße, die vielen engen Kurven und dem ständigen Auf und Ab sowieso nicht so einfach, erinnert teilweise eher an einen asphaltierten Feldweg und ist zudem auch nur einseitig gesperrt - eigentlich zu eng für so eine große Veranstaltung! Mit Böen in Stärke 6-7 aus allen Richtungen wird es nicht leichter. Zudem machen sich meine Beine langsam bemerkbar. Auch mit Hinblick auf den noch folgenden Marathon nehme ich etwas Tempo raus und ertrage geduldig die Prüfungen der Strecke. Die zweiten Wechselzone schon fast in Sicht muss ich noch eine Schrecksekunde überstehen: Beim Ausweichen eines aus den Asphalt stehenden Gullideckels übersehe ich die nahende Bordsteinkante. Der einsetzende Regen tut sein Übriges. Gerade eben so kann ich einen Sturz vermeiden. Ein Weckruf zur rechten Zeit! Einige andere hatten leider nicht so viel Glück. Mehrmals musste ich unterwegs dem Krankenwagen bei der Arbeit zusehen – gute Besserung alle Verunfallten! Platschnass erreiche ich T2. Zum Glück habe ich trockene Socken in meinem Wechselbeutel. Nach einem kurzen Besuch auf dem Dixi geht es auf die Laufstrecke.
Entgegen meiner Befürchtungen fühlen sich die Beine recht gut an. Ich orientiere mich an meinem Plus und beginne das „Rennen der kleine Schritte“: das erste Rundenband einsammeln, der erste 2stellige km und dann von Verpflegungsstation zu. Das Lauftempo pendelt sich zwischen 5:40 und 5:50/km ein. Durch die Verpflegungsstationen gehe ich immer um mich in Ruhe zu versorgen; an jeder zweiten gibt es ein Gel, sonst nur Wasser und Cracker. Den Anstieg am Wendepunkt gehe ich ab der zweiten Runde hoch – Kräfte sparen!Endlich die letzte Runde! Ich werfe einen Blick auf die Uhr: Wenn ich jetzt nochmal Gas geben kann ist sogar eine Zeit von unter 11 Stunden drin - also los! Auf einem Schild lese ich „Shut up legs, you’re doing great!“. Das wird mein Mantra für die letzten km. Die Zuschauer tun ihr übriges und tragen mich ins MÄL (dänisch für Ziel).


Der Event in Zahlen:
SWIM    1:04:45
T1    12:50
BIKE    5:23:12
T2    8:10
RUN    4:08:52
    10:57:48