The Pioneer: 6 Tage/Etappen, 400km, 11.000 Höhenmeter. Durch die südlichen Alpen von Neuseeland. Auf dem Mountainbike.

Ich war vor 5 Jahren auf der Website des Hamburg Triathlons unterwegs, als mir ein Bild von zwei Mountainbikern in einer unheimlich schönen Gebirgslandschaft ins Auge gefallen ist. Zwei Worte standen darüber: The Pioneer. Es stellte sich heraus, dass es Anzeige war. Für ein Rennen, dessen Erstaustragung ich dann ein paar Monate später auf Social Media verfolgte, wonach es dann nicht lang dauerte, bis ich mir gesagt habe: Da muss ich auch unbedingt mitmachen – irgendwann mal...

Und Ende letzten Jahres hat dann auch endlich alles gepasst damit ich mir diesen Traum erfüllen konnte. Allerdings musste ich vor dem Startschuss am 1. Dezember noch etwas Mountainbike-Erfahrung sammeln, denn abgesehen von den paar Tagen im Sommerurlaub in den Alpen alle zwei Jahre, bin ich, wie wohl die meisten im Norden Deutschlands, hauptsächlich mit dem Rennrad und im Flachen unterwegs.

Und so ging es dann zu meinem ersten MTB-Rennen an die Westküste Australiens – zum Cape to Cape. Mit auf vier Etappen aufgeteilten 210km und 2.500 Höhenmetern ein tolles Event und ein sehr gutes Rennen um Erfahrung zu sammeln.

 

Ein paar Tage Sightseeing in Sydney mussten dann als Erholung  ausreichen, denn gerade mal eine Woche später stand schon das zweite (und letzte) Vorbereitungsrennen an: der Whaka100. Auf der Nordinsel Neuseelands waren bei Rotorua 100km mit 3.200 Höhenmetern auf dem Mountainbike zu absolvieren. Dieses Mal aber an einem Stück. Und es wurde ein langer und harter Tag... Mit 30 Grad ungewöhnlich heiß für die Jahreszeit, gepaart mit zu wenig trinken, wurde es zu einem Kampf gegen die Krämpfe und die technisch sehr anspruchsvollen Single Tracks. Aber nach etwas weniger als 8 Stunden war auch dieses Rennen gefinisht und die gemachten Erfahrungen waren für das 5 Wochen später stattfindende Hauptrennen goldwert.

 

Doch zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht ob ich meinen Traum einer Teilnahme am Pioneer würde verwirklichen können. Denn: Da das Rennen ein reines „Pairs-Race“ ist (es muss in 2er-Teams gefahren werden), brauchte ich noch einen Partner. 

Ich hatte in den letzten 10 Monaten schon mehrfach in die „Find a team mate“-Facebook-Gruppe geschrieben, ein Profil auf Website des Veranstalters erstellt, und war mit ca. 15 Leuten im Austausch gewesen. Es hatte sich aber irgendwie noch nichts ergeben und so ich war ich schon dabei mich darauf einzustellen nur als Volunteer bei dem Rennen dabei zu sein. Sicherlich auch eine tolle Erfahrung... Doch an einem Morgen ca. 3 Wochen vor dem Startschuss am 1. Dezember (ich war gerade in meinem Campervan zu einem wahnsinns-Sonnenaufgang an der Ostküste der Südinsel aufgewacht) hatte ich eine Nachricht von Greg, einem Engländer, bekommen, der sich kurzfristig dazu entschieden hatte auch am Rennen teilzunehmen. Und dieses Mal klappte es tatsächlich und wir meldeten uns wenige Tage später an – jetzt stand also der Teilnahme am Pioneer nichts mehr im Wege.

Und so standen wir, nachdem ich am Vortag nach der Registrierung das wohl beste Race-Briefing meines Lebens erlebt habe (der neuseeländische Humor ist einfach unschlagbar), dann am 1. Dezember bei Queenstown auf der Südinsel Neuseelands als „Team GreFin“ an der Startlinie dieses Wahnsinns-Erlebnisses. 

Zum Einstieg stand der Prologue an – mit 28km und 650 Höhenmeter machbar, aber auf Grund der Kürze wurde auch gleich ein knackiges Tempo angeschlagen... Nach der ersten Nacht in „Tent City“ (geschlafen wurde die fünf Nächte in Zelten), ging es dann am nächsten Tag in entspannterem Tempo weiter. Die ersten beiden Etappen sollten dann auch die Besten der ganzen Woche werden. Das Wetter hielt, die Ausblicke waren genial, und die Beine noch fit für die 76km der ersten und den 102km der zweiten Etappe. Doch dann am vierten Tag, bzw. der dritten Etappe: Regen – viel Regen. Und kalt war es auch noch. Entsprechend groß war der Jubel als eine halbe Stunde vor dem Start verkündet wurde, dass die Etappe um 20km und 1.000 Höhenmeter gekürzt wurde (denn weiter oben war es kein Regen mehr, sondern Schnee). Und trotzdem wurde dieser Tag ganz schön ekelhaft – von „Spaß“ kann hier nicht mehr die Rede sein. Aber auch an diesem wirklich sehr matschigen Mittwoch wurde nach gefühlten Ewigkeiten (tatsächlich war es die kürzeste Etappe) irgendwann das Ziel erreicht.

 

 Am nächsten Tag wurden wir dann zum Glück vom Regen verschont, trotzdem musste die Strecke auf Grund des am Vortag gefallenen Schnees im Vorhinein gekürzt werden. Dann stand auch schon die letzte Etappe an, die glücklicherweise in voller Länge gefahren werden konnte. Es war eine besondere Etappe, denn es ging über die höchstgelegene Pass-Straße Neuseelands in ein Tal, durch das vor uns wohl nur eine Handvoll Mountainbiker jemals gefahren sind. Und nachdem das Rennen ab nächstem Jahr auf der Nordinsel stattfindet, wird auch nach uns so schnell keiner mehr die atemberaubenden Blicke (und Anstiege) von Nevis Valley erleben. Ein paar Stunden später waren wir dann auch schon im Ziel. Einerseits erleichtert nach insgesamt fast 27 Stunden im Sattel das Ziel gesund, ohne schlimmeren Sturz oder größere technische Probleme in den Top 40% erreicht zu haben. Andererseits aber auch ein wenig wehmütig, dass es jetzt vorbei war...

 Es waren 6 Tage voller Spaß haben, Schmerzen aushalten, kämpfen, fliegen, beißen, glauben, durchhalten und genießen. Und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich dass alles erleben durfte.

 

 Jetzt wird aber erstmal wieder der Fokus auf den Triathlon gelegt – da fühle ich mich einfach noch mehr zuhause. Abgesehen davon, dass das mit dem Mountainbiken hier im Norden ja so eine Sache ist... Aber irgendwann wird auch mal der Swiss Epic im Saisonplan stehen. Und dann wird wohl auch der legendäre Cape Epic in Südafrika anstehen. Irgendwann mal...